Herausforderungen für den Stadtumbau

Drängende Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsaufgaben trafen auf eine neue Förderkulisse: Im Jahr 2004 startete das Städtebauförderprogramm „Stadtumbau West“ in Nordrhein-Westfalen und half einer Vielzahl von Kommunen in den Folgejahren, ihre städtebaulichen Handlungsbedarfe in Folge des demographischen und wirtschaftlichen Strukturwandels zu beheben. Viele kleine und große, etablierte und innovative Lösungen wurden in Kommunen unterschiedlicher Größenklassen umgesetzt.

Stadtumbau als Überschrift steht hierbei nicht nur für das Förderprogramm, das seit 2020 ‚Wachstum und nachhaltige Erneuerung‘ heißt. Stadtumbau steht vielmehr für vielfältige und sich auch kontinuierlich wandelnde Herausforderungen der Stadtentwicklung, für die jeweils passende Lösungsstrategie gefunden werden müssen.

Das Stadtumbaunetzwerk NRW als Vorläufer der AG Stadtumbau hat diese Dynamik aufgegriffen und versucht im Verbund der betroffenen Kommunen Antworten auf Veränderungsanforderungen zu finden. Welche Agenda den Stadtumbau in Nordrhein-Westfalen aktuell bestimmt, ist in der Darstellung der 'Herausforderungen und Aufgaben für den Stadtumbau NRW 2022' zusammengefasst.


Bisherige Herausforderungen

Seit 2004 wurden insbesondere folgende Themen im nordrhein-westfälischen Stadtumbau bearbeitet:

  • Stärkung von Innenstädten und Ortszentren: Hauptaufgabe war hier die Überwindung von wachsenden Funktionsverlusten. Hierzu galt es nicht nur eine grundlegende Neuausrichtung der Zentrenbereiche einzuleiten und v.a. Nutzungen ergänzend und ersetzend zum traditionellen Handelssektor zu etablieren. Darüber hinaus war auch die Modernisierung des Immobilienbestands, die Aufwertung und grundlegende Neugestaltung des öffentlichen Raums Maßnahmen zur Stärkung der zentralen Bereiche als identifikationsstiftende Orte.
  • Umstrukturierung von Wohnsiedlungen: Die zukunfts- und nachfragegerechte Anpassung des Wohnraumangebotes steht vielfach unter dem Einfluss der Gleichzeitigkeit von Wachstum und Schrumpfung. Der Stadtumbau war insbesondere in der behutsamen Weiterentwicklung bestehender baulicher Strukturen gefordert. Dies umfasste nicht nur Modernisierungen, sondern auch Anpassungen des Wohnraumangebotes u.a. durch Rückbau.
  • Revitalisierung von Brachen: Industrie-, Militär- und auch Bahnbrachen sind in einigen nordrhein-westfälischen Kommunen aufgrund ihrer Flächengröße, ihrer Lage und auch ihrer Bedeutung im lokalen Kontext bedeutende Stadtentwicklungsaufgaben. Ihre Revitalisierung nimmt meist einen großen Stellenwert für die Gesamtentwicklung der jeweils betroffenen Kommune ein. Die Flächen sind dabei auch Stellschrauben für eine kommunale Neuausrichtung.
  • Umgang mit Problemimmobilien: Problemimmobilien sind Hindernisse für die Entwicklung von Quartieren und Stadtteilen, je nach Größe und Lage auch teilweise für die gesamtstädtische Entwicklung. Die Lösungswege sind abhängig von den Entwicklungen in den jeweiligen Kommunen: So können Problemimmobilien in angespannten Wohnungsmärkten zur Schaffung von attraktivem und bezahlbarem Wohnraum nützlich sein, in anderen Fällen wird es v.a. um die Beseitigung der Entwicklungshemmnisse und die Etablierung passgenauer Nachnutzungen gehen.

Zukünftige Herausforderungen

Für die nahe Zukunft zeichnen sich folgende Handlungsfelder ab:

  • Klimaschutz und Klimaanpassung: Klimaschutz und -anpassung sind im Stadtumbau von Anfang an thematisiert worden. Auch der Gesetzgeber hat u.a. mit der Novelle des BauGB im Jahr 2011 diese Themen stärker in den Fokus gerückt. Insofern sind die Handlungsbedarfe nicht erst mit der Fridays for Future-Bewegung oder den Starkregenereignissen der jüngsten Vergangenheit ins Blickfeld geraten. Es zeigt sich aber, dass Klimaschutz und -anpassung an Bedeutung noch stärker gewonnen haben.
  • Mobilität: Einhergehend mit dem Thema Klimaschutz ist auch eine ökologische Verkehrswende von großer Wichtigkeit. Mit dem Stadtumbau können die wesentlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, d.h. Umbau von öffentlichen Straßen und Plätzen, Ausbau der Verkehrsflächen für Fußgänger und Radfahrer, Einrichtung eines Vorrangs für den Umweltverbund etc.
  • Digitalisierung: Digitalisierung ist Fluch und Segen zugleich. Während online-Einkauf den Städtebau auf die Probe stellt, ist Homeoffice aufgrund der eingesparten Wege eher als Vorteil einzuschätzen. Die genauen Auswirkungen der Digitalisierung auf die Stadtentwicklung sind derzeit kaum zu bewerten. Die Digitalisierung schreitet aber voran und der Stadtumbau muss vorbereitet sein.
  • Gleichzeitigkeit von Wachstum und Schrumpfung: Groß- und kleinräumig weisen Bevölkerungsprognosen z.T. gegensätzliche Ergebnisse auf. Wachsen und Schrumpfen liegen manchmal nur einen Häuserblock entfernt. Für die Stadtentwicklung bedeutet dies, dass stark nachgefragte Quartiere manchmal direkt neben Quartieren liegen, die deutliche Einwohnerverluste verzeichnen.

Einigen dieser Herausforderungen kann evtl. durch die Anwendung des besonderen Städtebaurechts begegnet werden. Dies vor dem Hintergrund, dass sich manche Stadtumbau-Aufgaben nicht mit kooperativen Verfahren lösen lassen. Deshalb soll die Anwendungskompetenz der Kommunen gestärkt werden, damit die bestehenden Verfahren situationsgerecht wieder eingesetzt werden können.